PRINCE2 & Scrum miteinander verschmelzen

Das  vermehrte Aufkommen von Hohlladungsgeschossen und Raketen mit Ende des Zweiten Weltkrieges machte konventionelle, lediglich aus verschiedenen Stahllagen bestehende Panzerungen obsolet. Hohlladungsgeschosse besitzen die Eigenschaft, dass sie selbst üppig dimensionierte Stahlpanzerungen schon beim ersten Treffer meist mühelos durchschlagen. Eine weitere Verstärkung dieser Panzerungsart scheint nicht lohnenswert, da dies zu Lasten des Gewichts und damit der Wendigkeit und letztlich der Reichweite gepanzerter Fahrzeuge geht.

Also mussten Stoffe gefunden werden, die das Schutzniveau der Besatzung gewährleisten, gleichzeitig aber auch relativ leicht waren, um so die Wendigkeit sowie das Leistungs-/Reichweiteverhältnis nicht zu gefährden, vielleicht gar beides zu optimieren. Die Lösung lag in der Komposition verschiedener Stoffe zu einer neuen Art der Panzerung:
Gemeint ist die Verbundpanzerung, welche erstmals im T-64 zum Einsatz kam und selbst heute noch in modernen Kampfpanzern wie dem Leopard 2 oder dem M1 Abrahms Anwendung findet.

Was aber hat die Innovation der Verbundpanzerung mit Projektmanagement zu tun?

Nun, im Projektmanagement gibt es aus meiner Sicht häufig zwei grundlegende, jedoch eng miteinander verzahnte Herausforderungen zu meistern: wie schaffe ich Transparenz im Projekt ohne jedoch an Agilität und am Ende vielleicht zu viel Zeit mit der reinen Projektverwaltung zu verlieren und darüber hinaus die Motivation der Projektmitarbeiter zu gefährden?

PRINCE2 ist ideal für die Managementebene des Projektes, liefert zudem kostenfreie Dokumentvorlagen gleich mit, stellt aber die Teamorganisation und damit das  „tänzeln“ im Projekt zurück. Zudem ist mittels PRINCE2 das Projekt im Business Case formal verankert.

Scrum hingegen fördert die Selbstorganisation und stellt die intrinsische Motivation in den Mittelpunkt. Dies lässt Agilität zu (vgl. Wegener 2011, S.6).

Wieso also nicht die Stärken des jeweiligen Standards bzw. Rahmenwerkes miteinander verbinden? Vielleicht trägt die nachfolgende Grafik zum besseren Verständnis bei. Ich bin von dieser Idee begeistert, jedoch vor allem daran interessiert, was Ihr davon haltet, d.h. wie gut die Komposition von PRINCE2 und Scrum funktionieren kann (?). Ein Gedankenspiel ist es allemal wert.

Scrum und PRINCE2 als Komposition

Literatur:

Hansen, Ulf (2011): Scrum motiviert Ihr Team! Sicher?. http://blog.setzwein.com/2011/10/17/scrum-motiviert-ihr-team-sicher/ (Letzter Zugriff: 29.11.2011)

Lieder, Thomas (2008): Inkrementelles und iteratives Vorgehen. http://blog.setzwein.com/2008/02/21/inkrementelles-und-iteratives-vorgehen/  (Letzter Zugriff: 29.11.2011)

Wagener, A. (2011): Agil mit PRINCE2. URL http://www.slideshare.net/opitzconsulting/agil-mit-prince2-opitz-consulting-svikongress-2011-andreas-wagener (Letzter Zugriff: 29.11.2011)

Wissenstransfer – Warum die Signalmetapher zur Begriffsbestimmung nicht ausreicht

Zugegeben: Wissenstransfer ist ein sperriges Wort.
Schauen es wir uns also genauer an.

Wissen: Es gibt wohl kaum einen Begriff, welcher derart intensiv über die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen hinweg diskutiert und modelliert wurde wie der Wissensbegriff – dennoch oder gerade deshalb gelang es bisher nicht eine allgemein anerkannte Definition zu finden. Einen brauchbaren Einstieg liefert hier die oft zitierte Wissenspyramide. Es ist sicher auch richtig, dass Wissen in den meisten Fällen personengebunden ist und das sich Wissen und Information durch den Aspekt der Bewegung voneinander abgrenzen lässt, wie Kuhlen in seinem Ausspruch „Information ist Wissen in Aktion“ (Kuhlen 2004, S.15) schildert. Neu hingegen ist der Ansatz von Stock, welcher Wissen und Information in ständiger Wechselwirkung zueinander sieht und deshalb Information einer dynamischen  und Wissen einer statischen Komponente zuweist. Gust von Loh greift diesen Gedanken auf und spricht in ihrem Werk auch von subjektiven – das mit dem betriebswirtschaftlichen Ansatz fast identisch ist – und objektiven Wissen und will dadurch ausdrücken, dass Computer, Bücher (sowie Suchmaschinen) ebenfalls über Wissen verfügen können, da es dort „schlummert“. Hier ist Wissen dauerhaft auf einen Datenträger fixiert und es handelt sich um das Gewusste an sich (vgl. Gust von Loh 2009, S.14). Gust von Loh schließt ab indem sie betont, dass es sich beim objektiven Wissen nur um eine Teilmenge des subjektiven Wissens handelt, welche der Verschriftlichung bedingt, damit es von Informationstechnologien greifbar ist.

Transfer hingegen wird im umgangssprachlichen Sinn häufig mit dem (Weiter)-transport einer Ware oder Gegenstandes von Ort A nach B  verstanden – dies können in besonderen Fällen auch Menschen sein (Spielertransfer im Sport). Ein wesentliches Merkmal dieses Verständnisses von Transfer ist, dass das Transferobjekt nach erfolgreichen Transport nur noch an Ort B und nicht mehr an Ort A sein kann. Transfer wird hier als Verknappung der eigenen Ressourcen verstanden, was in vielen Fällen zutreffen mag.

Häufig wird Wissenstransfer in Paketform gedacht, was stark an die Signalmetapher nach Shannon und Weaver erinnert, um den Transfer von Wissen zu veranschaulichen. Wissen wird also als eine Art Paket gedacht, dass von Individuum A unter Einsatz eines bestimmten Mediums nach Individuum B übermittelt wird. Vernachlässigt wird bei dieser Herangehensweise jedoch, dass Individuum A beim Wissenstransfer keinen Verlust erfährt. Andererseits ist ein identischer Transfer der Ressource Wissen unmöglich, da Wissen wie beschrieben personengebunden ist und damit Wissenstransfer nur zwischen den Köpfen der Menschen stattfindet. Sukowski stellt hierzu einen wesentlichen Aspekt heraus:

Dennoch soll in dieser Arbeit der Begriff des Wissenstransfers gewählt werden, da der Zweck der Transferbemühungen die Vermittlung ähnlicher  Kenntnisse und Fähigkeiten zur Problemlösung ist und nicht die Übermittlung  von Informationen. Erfolgt im Rahmen des Informationstransfers eine  entsprechende Modifikation der Wissensbasis des Empfängers, so kann dies als  Wissenstransfer interpretiert werden.“ (Sukowski 2002, S.27-28)

Aus diesem Grund sind die Begriffe Wissensaustausch oder Wissensteilung angebracht und dienen darüber hinaus als willkommene Abwechslung bzw. Texterfrischer für Arbeiten, welche sich mit dem Thema Wissenstransfer beschäftigen. Es gilt jedoch herauszustellen, dass der ursprüngliche Wissensträger kein Wissen verliert.

Wissenstransfer ist für mich persönlich mehr als ein Wort.
Es impliziert eine Einstellung und ganz sicher ist es eine intrinsisch motivierte Willensäußerung (act of volition). Dahinter darf keine Entwicklung mehr fallen.

Literatur:

– Kuhlen, R.; Seeger, T.; Strauch, D.(Hg.) (2004): Grundlagen der
praktischen Information und Dokumentation. Band 1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und –praxis. Begründet von Klaus Laisiepen, Ernst
Lutterbeck und Karl-Heinrich Meyer-Uhlenried. 5. völlig neu gefasst Ausgabe. 2
Bände. München: K. G. Sauer.

– Gust Loh, Sonja von (2009): Evidenzbasiertes Wissensmanagement. Diss.
Wiesbaden: Gabler.

– Shannon, Claude; Weaver, Warren (1949): The Matematical Theory of
Communication Urbana: University of Illinois Press.

– Stock, W.G. (2007): Information Retrieval: Information suchen und finden. München: Oldenbourg.

– Sukowski, Oliver (2002): Der Einfluss der Kommunikationsbeziehungen auf die
Effizienz des Wissenstransfers – Ein Ansatz auf Basis der neuen Institutionenökonomie. Diss. St. Gallen.

Meine Top 5 Schlaflosmacher der letzten Zeit

Diese Artikel (und Folien) haben mich in der letzten Zeit beschäftigt. Reihenfolge unabhängig:

1. Wagener, A. (2011): Agil mit Prince2. http://tinyurl.com/3v4txgg
2. Garber, M. (2011): Is Twitter writing, or is it speech? Why we need a new paradigm for our social media platforms. http://tinyurl.com/3hy49by
3. Gretz, M. / Höning, S. (2011): Bibliothekare ohne Bibliothek? Zur Situation der Pharmabibliotheken http://tinyurl.com/6ag83ee ; DOI: 10.3205/mbi000222
4. Setzwein, M. (2010): Man kann nicht nicht führen. http://tinyurl.com/63q3jd3
5. Vatter, A. (2011): Bibliotheken und Social Media: “Keiner will mit mir spielen, die anderen Kinder sind alle doof.” http://tinyurl.com/3qsfscl


Informationsbewertung von Microblognachrichten

…lautete ein Referat im Masterstudiengang, dessen Ergebnisse ich euch nicht länger vorenthalten will. Es handelte sich um einen explorativen Versuch. Im ersten Teil soll es zunächst um den „Raum“ gehen, besser bekannt als Twittersphäre. Wer einigermaßen in der Materie steckt, evtl. den ein oder anderen Artikel bereits zum Thema „Twitter“ gelesen hat, kann den nächsten Absatz gelassen überspringen. Da ich in den letzten Wochen und Monaten die folgenden Inhalte immer wieder vor die Nase gesetzt bekommen habe, darf dies in meinem Blog natürlich nicht fehlen und wird nun nachfolgend rachegelüstern noch einmal wiedergekäut.

– Zeichenbegrenzung: 140 Zeichen, ca. 10 Wörter
– geringe technische Barriere
– i.d.R. öffentlich einsehbar
– Follower i.d.R. zustimmungsfrei abonnieren
– wichtige Mittel zur Kommunikation: ReTweets, hashtags (#Wissensmanagement), @…um Antworten auf Tweets einzuleiten
– Phämomen Kurz-URL, die den eigentlichen Link und damit Inhalt verschlüsselt (Fluch und Segen zugleich, aber dazu später mehr…) => bspw. bitly-Adressen oder TinyURL

Das Hashtag (#…) – wohl das aktuell wichtigste Mittel zur Kategorisierung von Inhalten – ist dabei oft selbst Mitbegründer sog. Twitter idioms, welche meist einen eigenen Raum bilden, z.B.

– #pork => vermeindliche Verschwendung von Steuergeldern (US Haushalt)
– #loveitwhen => (Emotionen)
– #followerpower (Fragen, Umfragen, Hilfegesuch, etc.)

Hashtags sind ebenso wie die meisten Tweets vergänglich und stehen meist für ein temporär begrenztes Phänomen (vgl. Huang et al 2010), bspw. dem Tsunami in Japan  Anfang 2011. Sinnvoll ist die Umschreibung der Hashtags mit „user generated metadata“ (vgl. Efron 2011, S. 1001), wobei dies auch einige Probleme mit sich bringt. Was habe ich nicht schon alles für #-tags zum Thema Wissensmanagement gesehen: #wissensmanagement, #wissmgmt #wissensmana… oder #wm – lezteres mündet oft in Beiträgen zur Fußball-WM…die Herausforderung der Standardisierung bleibt also weiterhin bestehen.

Für ebenso wichtig halte ich die Betrachtung der verschiedentlichen Klientel, welche auf Twitter anzutreffen sind und (selbstverständlich) verschiedene Inhalte produzieren, die evtl. erst rückwirkend für die ein oder andere Nutzergruppe interessant sein können. Folgende Grafik bildet ein paar Charaktere ab:

Twitter Profiles

Profiles of a Twitter User – gefunden hier: http://tinyurl.com/y9eusqt

Die Twittersphäre ist also ziemlich ambivalent, was die Informationsbewertung nicht gerade einfacher macht und eine Pauschalisierung von vornherein ausschließt. Twitter ist demnach, je nach Wahl „Quasselinstrument“ oder (wissenschaftliche) Informationsressource.
Zwei weitere Umschreibungen sind:

– dynamische Datenbank
– „user-driven real time information service“ (vgl. Naamann; Becker; Gravano 2011, S.1)

Die für mich passendste bisher gefundene Beschreibung gehört jedoch klar Zhao und Rosson mit ihrem „people-based-RSS“ (vgl. 2009, S.247).

Literatur:

Efron, M. (2011): Information Retrieval in Microblogs. In: JASIST, 62 (6): 996-1008).

Huang J.; Thornton M.;Efthimiadis E.N. (2010): Conversational Tagging in Twitter. In: Proceedings of the 21st Conference of Hypertext and Hypermedia, New York, NY. 173-178. Klick

Naamann, M.; Becker, H.; Gravano, L. (2011): HIP AND TRENDY: CHARACTERIZING EMERGING TRENDS ON TWITTER.  In: JASIST, 62 (5). Klick

Zhao, D.; Rosson M.B. (2009): How and Why People Twitter: The Role that Micro-Blogging Plays in informal Communication at Work. In. Proceedings of the ACM 2009 International Conference on Supporting Group Work, Sanibel Island, Fl. S.243-252. Klick


Blog-Konzept

Zum Jahreswechsel 2010/2011 nahm ich mir fest vor einen eigenen Blog zu starten, um nicht mehr länger nur über das Web 2.0 zu reden, ggf. mit lässiger Handbewegung und dazugehöriger Pose Web 2.0 Anekdoten vorzutragen oder fleißig Web 2.0 beim Buzzword-Bingo Bibliothekswesen anzukreuzen, sondern tatsächlich kräftig am neuen Web teilzunehmen.
Dabei bin ich unüblicherweise über Twitter zum bloggen gekommen. Es war mir einfach zuwider ständig fremde Beiträge durch die Twittersphäre zu versenden. In mir erwachte das Bedürfnis selbst Inhalte zu generieren und mir die Techniken und Geheimnisse des Bloggens anzueignen.

Aber nun zurück zum Ausgangspunkt. Die inhaltliche Ausrichtung der LIS-Lounge ist selbstverständlich die bunte Welt der Bibliotheks- und Informationswissenschaft, wobei dem Wissensmanagement und -transfer besonderer Bedeutung zukommen soll. Themen aus dem Bereich des Managements, insbesondere dem (IT)-Projekt- und Change-Management finden jedoch auch Beachtung.
Dabei steht einem Lounge-Gespräch ähnlich eher der informelle Austausch im Vordergrund. Konsequenterweise ist bei den Beiträgen ein klares Ergebnis eher selten, oft geht es mir eher um die „ein bis zwei neuen Einwürfe oder Ansichten“, um die Diskussion in der Blogosphäre anzuregen – und das nicht selten mit einem Augenzwinkern.
Ich jedenfalls bin gespannt wie nach einem Jahr die Tag-Cloud aussehen wird!

Opera – mein Tor zum Web!

Der erste Eintrag sollte unbedingt dem Opera-Browser gewidmet sein, das war mir ein besonderes Anliegen. Toll, wenn man sein eigener Redakteur ist…Lange Zeit war ich mit dem Firefox unterwegs, aber mit keinem anderen Browser surft es sich derart bequem, schnell und absturzbefreit wie mit dem Opera.  Und vor allem: wenn man es mal wieder eilig hat und es sind einige Apps installiert lauert nicht die Gefahr einer nervtötenden Update-Session – der entscheidende Grund, welcher mich vom Firefox wegbewegt hat.

Eine standardmäßig integrierte Funktion ist jedoch Fluch und Segen zugleich: Stichwort Mausgesten.

Segen, wenn man am eigenen PC oder Notebook sitzt und frei im Raum navigieren kann, Fluch sobald man auf einem fremden Rechner (ohne Opera) ausweichen muss und sich dann wieder hakelig, grobmotorisch und zeitaufwändig – obwohl das Ganze nur im Millisekundenbereich liegt – der vorgesetzten Navigationsschaltflächen bedienen muss.

Ich könnte noch ewig weiter von den vielen Bedienkomfort erhöhenden Funktionen wie Speed Dial, Tab Vorschau,  Tab Stacking oder den zahlreichen Extensions schwärmen, jedoch will ich abschließend auf die Opera-Link-Funktion verweisen. Herrlich, wenn man ständig zwischen verschiedenen internetfähigen Geräten wechselt!

Natürlich gibt es auch Anlass zur Kritik. Schade ist, dass Opera kein Zotero-Plugin anbietet, Amazon konsequent den Zugang zum Cloud-Dienst verweigert und der Amazon-Webauftritt auch sonst beim Opera ziemlich rumzickt. Glücklicherweise gibt es im Hinblick auf Literaturverwaltungsprogramme und Cloud-Diensten genügend Alternativen. So nutze ich bspw. Diigolet und Dropbox
Insgesamt sind diese Nachteile nur zu einem geringen Teil selbstverschuldet. Vorwerfen muss sich Opera jedoch, die Nutzerzahlen in den letzten zehn Jahren nicht nennenswert gesteigert zu haben.

Letztlich verkommt die Browserdiskussion doch zu einer Frage des Geschmacks und mit welchem System man sich am wohlsten fühlt, daher würde es mich interessieren mit welchem Browser ihr unterwegs seit und was für euch das Besondere daran ist.
Sicher ist: ich werde noch viele hundert Stunden mit dem Opera im Web verbringen.

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